Betrachtungen über einen goldenen Kern

Friday, January 27, 2006

Leiden an und für sich

Als ich gerade bei strahlendem Sonnenschein durch das verschneite bauliche unglaublich schöne Kurensemble auf die Kurverwaltung zuging, kam mir eine Frau entgegen. Sie LITT! Oh ja und wie! Sie litt so, dass allein sie anzusehen schon dazu führte sich schlecht zu fühlen.

Mir gehen solche Menschen immer schon beträchtlich auf den Sack (in Ermanglung desselben - anatomisch betrachtet - auf die Eierstöcke, Nerven und überhaupt). Ich kann diese Menschen die so dramatisch und dauerhaft leiden nicht ab, sie erzeugen wenn es hart kommt Haßgefühle in mir.

Verdammte Scheiße, also ich könnte mich wirklich gut hinsetzen und den ganz, ganz grossen Leidenskoffer aufmachen. Kleiner Abriß: Mutter mit irgendwas rund um 10 Suizidversuche mit dem letzten mäßig erfolgreich und im Wachkoma, Blutsvater Pädophil (lies in seinem Fall kurz vor der Pubertät-Schänder; Mädchen), Adoptivvater behandelt wg. paranoider Schizophrenie und ein Horror in den Jahren, die ich gezwungen war in einer Wohnung mit dem Schwein zu wohnen, Grossvater Kinderschänder von Anfang an (diesem Thema widme ich mich dann mal bei Gelegenheit), Mutter, Tante und Grossvater Trinker, aktueller Mann an Krebs erkrankt im Moment frei, aber natürlich in Remission usw. usf.

Und ja, ich bin auch nicht glücklich darüber dass je nach Befindlichkeit, dunkle Flure bei mir absoluten Horror auslösen können, alleine sein in einem Haus mit einem mir fremden Mann zu einem Panikanfall führen kann usw. usf. Heute wache ich nachts nur noch sehr selten schreiend auf, mein erster Mann kann davon ein Lied singen.

Aber und das ist das grosse Aber, ich habe mich schon sehr, sehr früh dazu entschieden für den nächsten Sonnenaufgang, den nächsten guten Moment zu leben und alles dafür zu tun, was nur in meinen Möglichkeiten liegt. Ich habe gelernt, mir Freunde zu suchen, die nicht genauso ausgeklinkt sind, wie meine Familie und ich habe immer wieder Liebe, Zuwendung, Achtung und Respekt in meinem Leben erhalten und gegeben. Was ich nicht getan habe, ist zu LEIDEN. Diese Menschen, die ständig nur über das sprechen, was schief gegangen ist in ihrem Leben, sorgen mit ihrer Fixierung dafür, dass genau dieses wieder passiert: Es wird wieder schief gehen, es wird wieder etwas zum Unglückwerden geschehen. Attitüde ist alles, das hat Michael gerade wieder und tut es noch mit dem Krebs bewiesen. Und gerade deswegen kotzen mich diese Leute so an. Die doch tatsächlich glauben, sie erleben Leid. Dann entsteht in mir das dringende Bedürfnis sie Leid erleben zu lassen, damit es in dem kleinen Köpfchen wieder klarer wird.

Also wie sich jeder denken kann, ich bin mit diesem Thema noch nicht durch. Dieses war nur der Anfang......

Thursday, January 26, 2006

Totale Spannung in Bad Brückenau

Tja, Menschen die denken, dass der Aufenthalt in Kurorten keine Spannung zu bieten hat, sind völlig schief gewickelt. Spannender noch als ein Pokalendspiel ist im Moment die Frage: Bekommt Michael eine Verlängerung? Nein, das bedeutet nicht, dass er 2 * 15 Minuten Beckenbodengymnastik anhängen muss, sondern das wir ein oder zwei Wochen länger hier in Bad Brückenau bleiben würden. Die Frage wird in seinem Fall am Ende von der Bfa beantwortet, und zwar eben heute abend noch oder aber morgen früh.
Seit gestern morgen aber leben wir mit dieser Spannung und es wird ständig schwerer.

Davon ab hat es hier geschneit und es ist ein echtes Zauberland. Wie bereits verschiedentlich in diesem Tagebuch erwähnt, bin ich eine absolute Schneeliebhaberin. Dieser ähm Fetisch wird hier mehr als bedient. Dieses helle klare Licht ist absolut inspirierend für mich und im Gegensatz zu anderen macht mich Kälte ja an. Also es muss schon mehr Richtung 10 Grad minus gehen, damit ich die Jacke zumache und Handschuhe wurden mir von Torsten meinem ersten Mann immer gekauft und die damals gekauften, werden mir jetzt von Michael, meinem zweiten Mann aufgedrängt. Beide sind Anhänger der warme Hände durch HandschuheTheorie. In meinem Fall allerdins ist das wirklich Quickelquapps. Mir ist nicht kalt an den Händen und wenn es kühl wird, dann ziehe ich sie nach oben in die Jacke bis sie wieder warm sind.

Im übrigen könnte ich immer noch jedes Mal kotzen wenn ich diese widerwärtige CDU Schlampe, die die Kanzlerin gibt im TV sehe. Damals als Thatcher an die Macht kam, haben wir linken Frauen gesagt: Ja, klar wir wollen das Frauen hohe politische Positionen besetzen, aber doch nicht die! Wenn ich Merkel sehe, dann erscheint mir Thatcher geradezu als Traum von Entschlossenheit. Ein Mensch der solche Weinerlichkeitsfalten den Mund runter hat ... und von den politischen Katastrophen ganz zu schweigen, die eine grosse Koalition anrichten wird. Im übrigen gilt ja wie stets: Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!

Sunday, January 22, 2006

Sonntagmorgen in der Kurverwaltung

Gerade habe ich einen Lauf durch die schon recht kalte Luft hinter mir, wobei die richtige Kälte ja erst noch im Laufe des Tages hier ankommen soll. In Berlin ist es wohl jetzt schon richtig knackig und wird noch bedeutend kälter.

Ich hatte erst mein morgendliches und reichliches Frühstück bei Frau Kugler, gemischt mit unserem jetzt schon üblichen Morgengespräch. In diesen Gesprächen diskutieren wir die allgemeine und besondere Lage. Heute morgen streiften wir nur kurz den verendeten Entenwal in England. Ein hübsches Beispiel für fröhliche Hysterie. Natürlich ist der Entenwal in der Themse viel, viel wichtiger als die Menschen die kontinuirlich durch Krieg, Terror oder Mangelernährung sterben. Wir, Frau Kugler und ich, streiften heute morgen eher den merkwürdigen Kunden von gestern. Er wollte angeblich ein Einzelzimmer für seine Frau (ich allerdings bin der Ansicht, dass diese Frau nur in seiner Einbildung lebt). Und obwohl Frau Kugler wahrhaftig bereit war ihm alles zu zeigen, wie bspw. den Aufenthaltsraum oder meine vom Flur zugängliche Toilette, hatte sie ihm vorher schon angekündigt, dass das Einzelzimmer bewohnt und somit nicht anschaubar wäre.

Nachdem Michael und ich aus meinem Zimmer auftauchten, indem wir uns wie im Moment üblich gerade hemmungslosem Sex hingaben, kam dieser Mann auf Michael mit den Worten: "Ah, der alte Kurkamerad!" entgegen. Michael der doch immerhin erst 49 ist, verwahrte sich entschieden gegen alt und Kamerad. Das hielt den Mann aber nicht davon ab, mindestens zweimal nachzufragen, ob er mein Zimmer besichtigen könne, was ich ihm natürlich verwehrte. Darauf ging er prätentiös ab. Durch den Vermieterinnenbuschfunk hörten wir, das er den Rest des Tages mit dem Gastgeberverzeichnis der Kurverwaltung von Haus zu Haus ging, dort reichlich besichtigte, sich aber nirgendwo zu einer Buchung durchringen konnte.

Deswegen mein Schluss: Es gibt diese Frau gar nicht, er wandert zum Zeitvertreib, da ja am Wochenende kurhalber eher wenig los ist, von Vermieter zu Vermieter und nervt ale mit seinem wahrhaft merkwürdigen Wesen.

Und heute morgen nach dem Frühstück, zog es mich erst zu einer Telefonzelle, wo ich von dem sehr hübschen Service R-Gespräch profitierte und Torsten anrief. Dieser hatte und hat zu meiner Beruhigung ein sehr, sehr geruhsames Wochenende. Mit viel Zeit für ihn alleine und zum rumhängen. Bei seinem Terminkalender sind mal zwei Tage der Ruhe zur Aufrechterhaltung der geistigen Gesundheit absolut unverzichtbar.

Abgesehen davon, dass ein Mann der verdächtig wie Schönhuber aussah (eigentlich ja midnestens in den 36. Höllenkreis abgetaucht) um die Telefonzelle herumstrich, war es ein sehr, sehr nettes Telefonat. Am Wochenende zuvor war ich ja noch in Karlsruhe und wir unternahmen das eine und das andere. Vor einer Woche waren wir bei dem Frühstück und Kino. Eine wirklich hübsche Idee, besonders das es sich bei diesem Karlsruher Kino um ein altes Haus handelt, mit dem Flair eines richtigen Kinos.

Nachdem dem Telefonat der schon übliche morgendliche Gang in die Kurverwaltung. Nachdem Erwerb einiger Münzen warf ich den Computer an und begab mich ins Netz. Vorher allerdings erfuhr ich bei einem kleinen Plausch, dass der Mann der uns nachmittag mit seiner Anwesenheit verwunderte, gestern morgen schon in der Kurverwaltung war und die Geschichte mit dem Zimmer für seine Frau erzählte....

Nachdem ich mich jetzt also am Pc ausgetobt habe, nicht ohne an meinem Collarme Profil für ZenDragoness zu arbeiten, werde ich jetzt kurgerecht ins Kurmittelhaus gehen und dort einige Gläser der Wernarzer Quelle hinunterstürzen. Der Bus wird mich dann zurück ins Haus Kugler bringen und dort werde ich mit zunehmender Ungeduld der Ankunft meines Liebsten harren, in der nicht ganz unbegründeten Hoffnung auf einen weiteren smsexlastigen Nachmittag.

Saturday, January 21, 2006

Wieder in Bad Brückenau

Ich bin sehr glücklich wieder in Bad Brückenau zu sein. Das Haus Kugler mit Frau Kugler ist mir ein vorübergehendes Zuhause. Sie hat mich allerdings auch wirklich so empfangen und extra die Fleischwurst mit Pistazien gekauft, die ich so gerne mag. Ausserdem war ich kaum angekommen, da traf ich schon meinen Drachenkönig hier im Lesesaal. Dieser Mann ist nach so vielen Jahren immer noch so aufregend für mich, daß ich ihm an Anfang nicht länger in die Augen sehen konnte, ganz wie in der Nacht in der ich ihn zum ersten Mal traf.

Tuesday, January 17, 2006

Erschöpfung

Mir war wirklich nicht klar welchen Preis das zurückliegende Jahr gefordert hat. Schon in Bad Brückenau, aber jetzt noch vermehrt in Karlsruhe, schlafe, ratze, poofe ich was das Zeug hält. Wie eine Puschelkodiakbärin im Winterschlaf. Es ist auch keine Schlafflucht, wie ich es von früher aus deprimierten Zeiten kenne, sondern ein wirkliches Bedürfnis nach Schlaf. Ich träume viel, allerdings ist dies nichts Außergewöhnliches. Ansonsten gehe ich hier in Karlsruhe, bzw. an der Alb spazieren. Heute scheint es etwas wärmer als an den vergangenen Tagen zu sein, dafür kann ich den Schnee schon riechen. Ich hoffe, daß das Wetter nicht meine Rückreise beeinträchtigt. Bad Brückenau liegt ja mitten in der Rhön, gerade noch am Spessart vorbeigekommen und ich muss am Donnerstag auf jeden Fall 41 Minuten in der Weltstadt Altengronau überbrücken. Ausgesetzt in Altengronau. Allein in Altengronau. Alpträume in Altengronau. Wir werden sehen, was davon zutrifft. Vielleicht haben sie ja auch tatsächlich ne Kneipe an der Umsteigehaltestelle. 41 Minuten aber draußen bei angesagten 15 cm Schnee und Verwehungen desselben machen mich auch nur angkündigt nicht richtig froh. Torsten hatte gestern Dienst an der Kasse des Karlsruher Jazzclubs. Das ist ein Ehrenamt und bedeutet, er muss für eine bestimmte Anzahl von Konzerten den Kassendienst übernehmen und darf dafür in andere umsonst rein. Die Musik war wohl sehr gut (und ich s.o. zu müde) als Zusatzbonus durfte er seine Verflossene treffen. Torsten hatte sie tatsächlich seit dem Ende der Beziehung nicht mehr gesehen, leider langte es nicht für mehr als ein Hallo und Torsten von einem Bekannten befragt, was er denn mit B. geredet hätte, sagte nichts, es wäre gewesen als träfe man einen Geist. Hart. Auf der anderen Seite gut, das dieses Treffen endlich über die Bühne ist.

Jedenfalls ist es eine gute Aussicht für mich jetzt wieder nach Bad Brückenau zurückzukehren und noch nicht nach Berlin. Im Moment ist es sogar so, dass ich für eine ganze Zeit gut darauf verzichten könnte nach Berlin zurückzukehren. Ich habe noch im hier darüber geschrieben, aber die Ereignisse zum Ende des Jahres hin, waren wirklich unglaublich. Nein, ich bin ja Kind zwischen Land (Westerwald) und Stadt gependelt und habe mich auf dem Land immer wohlgefühlt. Es tut ganz gut, einige Zeit keine Drogenleute, Obdachlose, Strassenkinder, türkische Jugendgangs, Ost-Nazis und ähnliches zu sehen. Überhaupt kommt ja um Berlin rum aufs Land ziehen überhaupt nicht in Frage. Das ist weiss Gott keine Medienpropaganda sondern wird ganz im Gegenteil nicht ausreichend dargestellt, wieviel NaziPack im Osten auf den Strassen rumläuft. Es genügt ja nach Ostberlin zu gehen. Wobei auch schon früher was das angeht Reinickendorf in Westberlin eine Reise wert war. Jedenfalls weiss ich zwar immer noch warum ich die Stadt Berlin liebe und warum sie für mich die einzige ist, die ich Heimat nennen würde, aber ich habe gerade grosse Einpacken und woanders hin Impulse und im Gegensatz zu vielen Menschen, die ich kenne, pflege ich nicht endlos über sowas zu reden, sondern es eben zu tun, wenn es stark genug ist.

Die Mischung im Haus ist ja auch wirklich widerwärtig. Erdgeschoß der Drogendealer mit dem ganzen dazugehörigen Pack, 1. Stock der Lieferant und Hehler des Drogendealers, ggü. der Nazi, 2. Stock die koksenden Fußballer, 3. Stock der irre Nachbar unter uns, der mir nun neuerdings von seinen Waffen erzählt, die er im Schrank hat. Dazu kommt, dass in unseren Keller 6 mal eingebrochen worden ist. Also so habe ich mich in einem genossenschaftlichen Haus nie gefühlt. Das sind wahr- und wahrhaftig nicht die Leute, die ich jeden Tag sehen will.

Ich hatte ja häufiger in meinem Leben das zweifelhafte Vergnügen mit Drogenkonsumenten zu tun zu haben, startend mit meiner Familie und es hat mich nie überzeugt. Einschließlich Alkohol, alles Mist. Und gute Mengen fallen mir höchstens für klassse Wein oder feines Gras ein. Gute Mengen sind aber eben kleine Mengen. Und die allermeisten Drogenkonsumenten mit denen ich zu tun hatte sind mit dem Begriff kleine Mengen schlicht nicht kompatibel.

Saturday, January 14, 2006

Waschküche wäre eine Untertreibung

Hier in Karlsruhe, am Rhein, wird es leicht mal neblig. Was sich im Moment allerdings draussen abspielt wird vermutlich wieder zu "einer erheblichen Zahl von Unfällen im Grossraum Karlsruhe" führen. Torsten wollte eigentlich so loslaufen, hat jetzt aber doch sein Stirnlicht angezogen. Das wird bestimmt eine sehr verzauberte Stimmung sein an der Alb im Winternebel.

Gestern haben haben wir ja in diesem hervorragenden thailändischen Restaurant gespeist. Sie haben jetzt eine andere Bedienung dort, die wie eine Schönheitskönigin aussieht. Ich bin sicher, dass sie vielen Männern und einigen Frauen schlaflose Nächte bereitet. Auf dem Rückweg war es schon wieder ein paar Grad kälter, aber wir hatten Glück und eine - laut Fahrplan - völlig irreguläre S-Bahn kam des Weges.

Während des Essens las Torsten mit einen sehr Artikel aus der FAZ vor, ein jetzt in Frankreich lebender Journalist erlebt Berlin, sehr vergnüglich. Viele Berliner, einschliesslich der Eingeborenen, scheinen mein Oszillieren zwischen Zu- und Abneigung zu teilen. Jedenfalls unterhielten wir uns natürlich auch, über dieses und jenes. Die Vorstellung das Michael stirbt, was ja durch den Krebs und die vielen Operationen eine gewisse Wirklichkeitmöglichkeit erlangte, ist eine Vorstellung die mich zu Beginn völlig paralysiert hat. Und dass dies so war, das ich mir kein Leben ohne Michael vorstellen konnte, hat mich dann erst richtig schockiert. Eine Reaktion nämlich auf das Aufwachsen mit einer Mutter die von einem Suizidversuch zum nächsten schreitet war nämlich immer, das ich mir ein Leben ohne jeden auch mir nähesten Menschen vorstellen konnte. Das ist bei Michael nicht so und das machte mir reichlich Angst. Also war ich in einem wenig wünschenswertem Angstkreislauf. Es ist aber eben auch so, dass ich noch nie so geliebt habe wie ich Michael liebe. Das ich bereit war, um meinem Gefühl zu folgen, so gegen ziemlich alles zu verstossen, was mir moralisch wert war, die Stadt zu verlassen, ad hoc zu einem Mann zu ziehen. Weil von der ersten telefonischen Nacht an, dieses Gefühl so unglaublich stark war. Glücklicherweise bin ich aus diesem Angstkreislauf auch wieder hinausgekommen. Michael und ich haben - jetzt auch schon vor einigen Monaten - gesprochen und Michael, der ja eben grundsätzlich nach vorne lebt, hat es geschafft mir dies wieder nahe zu bringen, was vor diesem Krebsjahr eh immer meine Lebensperspektive war: Nämlich das Leben in Angst das Unfreieste mögliche ist und das egal wieviel Zeit wir noch teilen werden, sie durch Panik vergiftet wird.

Seitdem gibt es Flackermomente, aber nicht zu vergleichen mit dem anderen Gefühl und Flackermomente der Angst, bspw. kurz vor einem Kontrolltermin, finde ich auch recht normal.

Friday, January 13, 2006

Strahlende WIntersonne

Heute bin ich schon den dritten Tag in Karlsruhe bei Torsten. Michael und ich halten natürlich per Mail und Telefon engen Kontakt und es ist richtig schön ihn zu vermissen, ich liebe dieses Gefühl der Sehnsucht. Auf der anderen Seite hat Torsten Michael per Mail geschrieben, dass er ihm fehlt und wir - speziell auch nach dem letzten harten Jahr - eigentlich erst zu dritt so richtig komplett sind. Ich geniesse es hier in Torstens Wohnung zu sein, heute im Gegensatz zu den anderen Tagen war ich noch nicht draussen. Mein rechtes Knie fühlt sich irgendwie sehr, sehr merkwürdig an, gestern habe ich es anscheinend ein wenig verdreht und ich denke Ruhe ist jetzt die erste Kniepflicht. Ich weiss nicht ob es diesen Satz auch in anderen Ländern gibt, aber wenige Sätze drücken die Obrigkeitshörige Mentalität besser aus, als "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!".

Jedenfalls berunruhigt mich das Knie genug, um nicht alleine rauszugehen, im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen verfüge ich ja nicht über ein Mobiltelefon dessen Einsatz mich dann wenn bei einem Albspaziergang, bei eventullen knieären Unstimmigkeiten retten würde. Torsten wird gegen 6 zurückkommen und dann planen wir hier in ein ausgezeichnetes thailändisches Restaurant zu gehen, bis dahin werde ich mit Experimenten warten. Auf das Essen freue ich mich schon sehr, dies ist mittlerweile auch schon eine Tradition dort zu essen, sie kochen sehr fein; ein wenig irritierend ist das Ambiente, die Lokalität gehört zu einem grossen Sportverein und so muss man sich erst durch die sportiven Massen durchschlagen um an das gute Futter heranzukommen.

Thursday, January 12, 2006

Baden in Bad Brückenau

Michael und ich sind seit am 3.1.nach Bad Brückenau gereist. Michael ist dort in der Hartwaldklinik. Eine Klinik, die auf die Nachsorge und Rehabilitation nach Darmkrebs spezialisiert ist. Eigentlich liegt die Klinik im Staatsbad Brückenau, wo auch ich vom 3.1.-10.1. mein Domizil bezogen hatte. In Michaels Zimmer zu schlafen, kam von Anfang an nicht recht in Frage. Michael hat ja im Schlaflabor gemessene 105 Dezibel erreicht, wer daneben schlafen kann, ist ein Wundertier oder taub, ich kann es nicht. Davon ab, habe ich aber auch bei der Patientenaufnahme nachgefragt, was die denn so für Tarife abrufen würden. Die Antwort lautete rund 70 (!) Euro, dafür bekomme ich eine Gästeliege reingerollt, Vollpension und darf in die Sauna, also würde ich das 4 Wochen buchen, dann wäre ein nicht unwesentlicher Teil unserer Ersparnisse weg.

Stattdessen wohne ich im Haus Kugler, bei Frau Kugler. Also natürlich auch bei Herrn Kugler, aber dieser ist weniger präsent. Frau Kugler hat alle Eigenschaften einer freundlichen Oberschwester, dies bedeutet wir machen im Haus Kugler alles ganz demokratisch, also so wie Frau Kugler es entschieden hat. Michael und auch der gerade von mir besuchte Torsten weiden sich natürlich daran, von klammheimlicher Freude kann hier keine Rede sein. Wie Michael es so charmant darstellt: "Ruth, natürlich bist du im Bereich Dirigismus auf Bundesliganiveau, selbst die internationalen Ränge werden immer wieder erreicht, aber Frau Kugler ist ganz klar in der Weltspitze zuhause."

Ich fühle mich dort sehr aufgehoben und jeden Tag parlieren wir mindestens eine Stunde. Nachdem Frühstück treffe ich mich mit Michael wenn es sein voller Kurplan zulässt oder es Wochenende ist, in der Wandelhalle zum Heilwasser schlürfen (ich kann die Wernarzer Quelle nur empfehlen) oder im Lesezimmer der Kurverwaltung, wo sie einen guten Querschnitt durch deutsche Tageszeitungen haben. Für Berlin allerdings bin ich auf den Tagesspitzel angewiesen, die Berliner Zeitung würde mir eher schmecken. Dann eilt Michael zu den vielen aufregenden Dingen, die ihm dort täglich geboten werden: Sitzbad, Ölbad, progressive Muskelentspannung, gemeinsames Kochen, Para(?)fangopackungen, Vorträge, Gesprächsgruppen, Termine bei mannigfaltigen Ärzten usw. usf. Er ist sehr zufrieden dort und es tut ihm sichtlich gut, neben der Verbesserung des Körpergefühls wirkt die Kur sich harmonisierend auf seine Psyche aus.Zusätzlich zu den ganzen medizinischen Bädern noch morgens und abends schwimmen zu gehen und ab und an in die Sauna ist natürlich das Himmelreich für einen Badedrachen.

Wednesday, January 11, 2006

Kühl in Karlsruhe

Ich habe seit über einem Monat nichts geschrieben, weniger weil nichts passiert ist, sondern eher weil soviel geschehen ist.

Seit gestern nachmittag bin ich in Karlsruhe bei Torsten (aka GreyLaird) zu Besuch. Gleich hier neben mir steht der goldene Buddha, diesen erwarben Torsten und ich vor einigen Jahren in Brügge. Irgendwelche Katholiken stellten dort auf einer Verkaufsmesse die Werke der "Eingeborenen" vor, die das Unglück haben von ihnen missioniert zu werden. Jedenfalls stand dort dieser wunderschöne Buddha, aus Holz mit Goldlack bemalt und grünen und Spiegelsteinen verziert. Wir schlichen einige Tage um Buddha herum, hatten beide unabhängig voneinander schon länger kontempliert eine solche Figur zu erwerben und schliesslich befreiten wir Buddha. Torsten allerdings wollte ihn nicht den Unbilden des normalen Fluggepäckes aussetzen und besorgte sich Umwickelmaterial und Packpapier, gut gewickelt reiste Buddha dann im Handgepäck nach Berlin.

Vieles was Torsten und mir gemeinsam gehört, wandert zwischen Berlin und Karlsruhe hin und her, Torsten wollte auch schon mal das Buddha zu uns umzieht, aber für mich gehört er ganz fest zu Torsten. Um ihn herum stehen alle möglichen Bilder, Mantren, Reis, Wasser und wie ich gestern entdeckte ein Bild von Onkel Manfred und Tante Renate. Onkel Manfred ist der Bruder von Torstens Mutter und ist - ohne dass die katholische Klinik er für nötig befand, dies den Angehörigen mitzuteilen - zum an Krebs sterben nachhause entlassen worden. Es kam nur raus, weil eine der Krankenschwestern von Pflegedienst Tante Renate dies erzählt hat.

An dieser Stelle geht mein entschiedener Dank ein weiteres Mal an die Ärzte des Krankenhauses Neukölln, allen voran Dr. Baron und Dr. von Cleve. Nicht nur wurden Michael und ich emotional dort aufgefangen, auch die Aufklärung über die Krankheit, die Op*s und die Aussichten war vorbildlich. Michael hat ja auch einen Onkologen und wie ausgezeichnet es sich auf seinen Krankheitsverlauf auswirkt, dass derselbe genauso wie Michael ernsthafter BVB Anhänger ist, kann man kaum ermessen.

Jedenfalls steht dort also dieses Photo von Tante Renate und Onkel Manfred und das finde ich sehr gut. Ich denke auch viel an die beiden, dadurch das Torsten und ich nicht mehr als Paar zusammen sind, bekam ich sie in den letzten Jahren nicht mehr zuu sehen. Aber sie waren mir von Torstens Verwandschaft immer mit Abstand am nächsten.

Heute nachmittag steht der Besuch der Fledermausausstellung auf dem Programm. Ich war mit Torsten schon mal in Eutin bei einer Fledermausausstellung und in der Zitadelle Spandau bei einer Fledermausführung. Fledermäuse sind grandios.