Betrachtungen über einen goldenen Kern

Sunday, November 27, 2005

Ein Winterspaziergang

Meine wiederholten Rufe nach Schnee, endlich Schnee! wurden erhört. Anscheinend in Teilen des Bundesgebietes mit mehr Schnee als gut zu bewältigen war, aber so ist es manchmal mit erhörten Wünschen.

Hier in Berlin jedenfalls ist der Schnee genau in der richtigen Menge gefallen. Freitag morgen wachte ich auf, schaute aus dem Fenster und da war er: der 1.Schnee. Ich bin dann nach ein paar Tassen Tee gleich rausgegangen, obwohl mittlerweile Schneetreiben herrschte. Nichts was man aber mit ein paar strategisch gut plazierten Tüchern und einer warmen Jacke nicht im Griff haben könnte. Mein erster Schneespaziergang war wundervoll. Als ich auf den letzten 200-300 Metern nach hause war, habe ich die Tücher runtergeschoben und mir den Wind und Schnee ins Gesicht wehen lassen. Tja, so sind die Gelüste der Winterliebenden.

Blaukalten Himmel
seh ich durch die Tränen
die der scharfe Wind in meine Augen trieb

Winter, geliebter Herrscher
du bist zurück

und ich die Deine

Gedicht im Februar eines Jahres als der Januar furchtbar warm war und es nach Winterende roch.....

Gestern nachmittag jedenfalls, bzw am späten Mittag, gegen nach 13.00 Uhr, brachen wir zu einem Spaziergang mit Einkauf auf. Die Sonne strahlte unglaublich, dieses spezielle Licht wenn es auf die Wintersonnenwende zugeht, es war kalt und es lag ein wenig - genau - Schnee. Michael und ich brachen auf und als wir am Discounter ankamen, beschlossen aufgrund der herrlichen Luft und des Vergnügens draussen zu sein, noch weiterzulaufen. An der Kottbusser Brücke gibt es eine kleine Bar/Kneipe, hiess früher mal Atlantis (wovon das herrliche Mandala-Fische Deckengemälde noch zeugt) jetzt *weiss der henker* und ist neben den ganzen ähm schicken Läden eine höchst angenehme Alternative.

Bei den benachbarten Läden hat es mir besonders das Cafe Klassik angetan, dort wurden Torsten und ich vor Jahren von *natürlich* Uta und Max hinverpflichtet. Schlechte Klassik, schlechter Service, scheussliches Publikum. Das jetzt anders heissende Atlantis jedenfalls ist nen ganz anderes Kaliber, die meisten Gäste sind Stammkunden und sie weisen tatsächlich die früher oft gerühmte Kreuzberger Mischung auf. Plus die Musik ist gut! Jedenfalls haben sie eine neue Bedienung, sehr angenehm und fast schon schön. Sie machte und einen Milchkaffee und wir sassen in der Wärme, wohlig denselben trinkend. Als wir dann wieder losgingen, stand die Sonne schon so tief, dass sie hinter den Häusern am Kanal stand, also hatten wir keine Sonneneinstrahlung auf dem Rückweg.

Ein kurzer Einkauf im völlig überfüllten Lidl, sehr agressive Stimmung, wir machten, dass wir rauskamen und dann schnell nach hause. Zu den im Wortsinne Fleischtöpfen, Michael hatte am Tag zuvor irgendeinen unglaublichen Braten gemacht, Rindfleisch gespickt mit Knoblauch und diversem anderen. Dies gab es jedenfalls mit Kartoffeln und Rosenkohl und dazu den von Krapp (Feinkostladen in Berlin) Rezept geklauten Frühlingssalat. Also ein kulinarisches Fest. Als dann auch noch Dortmund gegen Nürnberg gewann, war zumindestens Michael (geb. Dortmunder, da liegt das wohl im Blut) noch glücklicher und ich sowieso.

Eine solche Krankheit wie Krebs, das ganze Leid, die schrechklichen Operationen und die ganze Zeit im Krankenhaus haben dieses Jahr bestimmt und hängen uns natürlich nach. Aber jeder Tag Normalität, jeder Spaziergang und jeder Sex sind nach diesen Erfahrungen Siege. Für Menschen, die so etwas nicht erlebt haben sicher nicht nachzuvollziehen. Wir leben in der festen Überzeugung, das Michael zu den 47% Überlebenden gehören wird und selbst wenn es nicht so sein sollte, ist es auf jeden Fall besser so zu leben, als in Angst. Angst macht verrückt.

Tuesday, November 22, 2005

Farewell Honey

Innerlich frei zu sein, in meiner aktuellen Lesart:
es ist nicht mehr wichtig, ob sie noch an dich denkt; zu wissen, ob sie einen neuen Macker hat; daß ihr in vier Tagen eigentlich eine gemeinsame Reise geplant hattet und ob sie diese Zeit nun mit Wehmut erleben wird. Keine Spielchen, keine heimlichen Hoffnungen, keine Anhaftung (mehr) – in Tälern der Trauer ausgeschwitzter Blues.
Mit Freude beobachte ich, wie diese Wunde täglich mehr verheilt.
Es gilt, in Brechts Worten:
„Die Narben schmerzen
In der kalten Zeit
Aber ich sage oft: nur das Grab
Lehrt mich nichts mehr“
Lektion dieses Jahres: es läßt sich nichts erzwingen. Und verliebt zu sein in die Vorstellung einer Verliebtheit schafft keine wirkliche, geschweige denn dauerhafte Nähe, sondern bestensfalls flüchtiges Wohlgefühl.

Endlich Herbst, fast schon Winter // Schnee her

Ich bin so glücklich, dass es endlich kalt ist. Diese merkwürdige Wärme, dieses Malaria Wetter ging mir extrem auf die Nerven. Im Gegensatz zu anderen belebt es mich, wenn es kalt ist. Wenn so richtig kalte Luft mir um die Nase weht, meine Haut trifft, das ist ein starkes Anregungsmittel. Ich springe vor Begeisterung dann auf und ab, wie ein Welpe.

Kälte, Eiseskälte, die Stadt unter Schnee und Eis. Anderes Licht, andere Luft - Himmel. Ich habe mal ein Gedicht darüber geschrieben (folgt), eine Ode an die Kälte und dieses Gedicht einem griechischen Bekannten vorgelesen, der unter dem Winter leidet. Yanis wartete einen Moment als ich fertig war und fragte: "Das meinst du wirklich ernst, oder?"

Seine Rekation ist mir nicht ungewohnt, mit meiner Liebe für den Winter und die Kälte stehe ich zwar nicht allein, aber doch nicht mit so vielen zusammen.

Ein paar von denen mit denen ich es teile, traf ich letztes Jahr um diese Zeit. Nicht weit von Karlsruhe, am Beginn des Schwarzwaldes gibt es ein Haus, dass der örtlichen Skigemeinde als Umkleide und Aufbewahrungsort dient. Ausserdem haben sie dort eine hervorragende Restauration, der Grund unserer Anwesenheit. Es war so ein Tag, wo die Luft schon ein wenig nach Schnee riecht und dort sassen ein paar Skifahrer und ich konnte ihnen ansehen, dass sie genauso wie ich, höchst ungeduldig auf den Schnee fiebern. Der erste Schnee immer eine Freude, eine Beglückung. Als Kind rannte ich immer raus, wenn der erste Schnee kam. Und wenn ich heute nicht rausrennen kann, dann öffne ich wenigstens das Fenster und erhasche eine dieser Flocken. Klarer Fall als Kind war ich eine begeisterte Schneesserin.

Sunday, November 20, 2005

Besser spät als nie

Es ist zwar schon eine ganze Woche her, aber ich will es nicht verabsäumen unser Treffen mit Bernd und Kerstin zu würdigen.

Bernd ist ein sehr geliebter Freund. Wir haben uns auf einem SM-Stammtisch in Berlin kennengelernt. Bernd ist nicht sehr gross aber verdammt hübsch. Als Freund ist er eine Bereicherung des Lebens. Als dominanter Mann (vorausgesetzt wir würden in das Jagdschema des anderen passen) ist er mit Vorsicht zu geniessen.


Ich würde ihn einer Freundin nur empfehlen, wenn sie einigermassen stabil ist. Über die Jahre hatte ich die Gelegenheit Bernd in Interaktion mit meheren Frauen zu sehen und zu beobachten wie schnell Bernd die jeweiligen Frauen in die Richtung lenkt, die die von ihm gewünschte ist. Die Geschwingdigkeit ist atemberaubend!

Also Kerstin. Sehr klein, blond, klug. Klug ist gut bei Bernd. Ein Punkt weniger wo er einhaken kann. Zusätzlich ist sie richtig tough. Ihr Beruf erfordert eine solche Toughness. Sie ist zwar augenscheinlich wahnsinnig von ihm hingerissen, aber im Ggs. zu einigen andern Damen von Bernd nicht bis zu dem Punkt, dass sie andere Menschen nicht mehr wahrnimmt, auch das ein Pluspunkt. Michael, Torsten und ich haben mit dem beiden über 4 Stunden im Mambo (immer noch tolle Kneipe, Berlin) gesessen und es waren 4 wirklich kurzweilige Stunden. Stunden in denen das Gespräch fluktuierte zwischen schwierigen und erheiternden Themen. Stunden in denen alle engagiert beteiligt waren. Stunden, die dazu führten, dass T., M. und ich im Nachhausegehen sagten, Kerstin ist wirklich klasse, hoffentlich hält es zwischen den beiden und wir haben noch öfter die Gelegenheit, die beiden zu sehen.

Wednesday, November 16, 2005

Der kriminelle dumme Nachbar

Es scheint der Monat der Nachbarschaftsstreitigkeiten zu sein. Nach dem irren Nachbar, der weil es zu laut war aus dem Altersheim ausgezogen ist, haben wir jetzt den dummen kriminellen Nachbarn. Also um genau zu sein, den haben wir nicht jetzt plötzlich bekommen, den hatten wir schon vorher. Letztes Jahr gab es eine Serie von Kellereinbrüchen, gerade als wir ins Haus zogen, darunter war z.B. eine ziemlich teure Anglerausrüstung. Dazu muss man wissen, dass in unserer Genossenschaft Kriminalität ziemlich ungewöhnlich ist.

Naja, nach einigen Polizeibesuchen und Diskussionen mit der Genossenschaftsverwaltung bekamen wir eine neue Tür, aus Metall mit Schnappschloss, so war def. klar, wenn jetzt etwas wegkommt, ist es jemand aus dem Haus.

Da unser Schloss dreimal geknackt worden war, beschlossen wir kein neues Schloss zu kaufen. Uns war ein kaputter Monitor geklaut worden, wir imaginieren gerne, wie dieser dem HarleyMotorradClub Vorsitzenden von ggü. verkauft worden ist, und der gar nicht amüsiert war, dass das ding nicht ging.

Nun aber finden wir plötzlich Müll, tütenweise, in unserem Keller und - glaubt es oder nicht - da hat der Depp aus dem Erdgeschoss den alle sowieso unter Verdacht haben, die Kellereinbrüche betreffend, doch wahr und wahrhaftig seinen Krankschreibungsdurchschlag im Müll gelassen. Da sie Erfahrung lehrt, dass mit solchen Leuten reden keinen Sinn macht und wir es der Genossenschaft ermöglichen wollen, ihn zu kündigen, haben wir die ganze Sache ins Genossenschaftsbüro getragen. Jetzt bekommt er heute Post, mit einer Fristsetzung bis nächste Woche, den Müll aus unserem - jetzt - abgeschlossenen Keller zu entfernen.

Sunday, November 13, 2005

Und dann war da noch Hilke

Es gibt eine Frau, die mir wirklich fehlt. Meine Freundin Hilke. Hilke und ich kennen uns seit dem Studium der Theaterwissenschaften an der Fu Berlin. Wir haben dort diverse Arbeiten zusammen gemacht und Scheine nach hause getragen. Wir haben das Leben der anderen über viele, viele Jahre begleitet. Hilke hatte im Gegensatz zu mir i.d.R. überhaupt gar kein glückliches Händchen mit ihren Beziehungen.

Unvergesslich bleibt Ingo mit dem hatte sie nicht nur eine Eigentumswohnung, sondern die Hölle auf Erden. Eines Morgens lag sie mit ihm im Bett und er begann zu weinen und trennte sich im Verlauf des Vormittages von ihr.

Dies sollte sich noch so etwa 10 mal wiederholen. Hilke fing immer wieder mit ihm an und stand über Monate am Rande eines Nervenzusammenbruches oder war drin. Eines Novemberabends kam sie mich besuchen und erzählte mir dass sie wieder mit Ingo zusammen sei. Ich sagte Hilke, eine kluge Freundin von mir, Simone, sagte zum Thema Liebe (bzgl. der zerstörerischen Zuneigung die sie und ihr Mann Ralf füreinander hegten): "Ruth, meine Liebe ist wie das Meer, wenn sie begonnen hat, kann ich mich nur von ihr tragen lassen. Eines Morgens wachte ich auf und fand mich am Strand wieder, da wusste ich das ich mich von Ralf trennen kann." Und deswegen Hilke ist es wohl das beste du siehst es wie Simone, du musst eben so lange immer wieder mit Ingo zusammengehen bis ihr durch seid oder einen Weg gefunden habt.

Hilke begann zu weinen und sagte: "Ruth, du weisst nicht wie dankbar ich dir für deine Reaktion bin. Selbst meine Familie kann mich nicht verstehen und ein Teil meiner Freunde hat sich abgewandt. Ich bin so froh, dass du nicht böse auf mich bist."

Daraufhin habe ich zu Hilke gesagt, mein Verständnis für Freundschaft umfasst, den anderen seinen Weg gehen zu lassen, selbst wenn er mir nicht gefällt. Den anderen in seinen Entscheidungen zu unterstützen und wenn es schief geht zu trösten. Ich würde nicht im Dunkeln und auch nicht im Hellen darauf kommen, dir zu diktieren wen du wann und wie lieben darfst.

Ich erspare mir und ev. Lesenden die nächsten Jahre, nur soviel sei gesagt, Glück mit Männern war nicht Hilkes forte und nicht nur einmal hat sie mir beim Italiener oder sonstwo auf die Schulter geweint.

Aber davon ab, Hilke war meine Freundin.

Jetzt kommt das Jahr 2000 und die Liebe mit Michael (s.u.) beginnt, Hilke konnte mich überhaupt gar nicht verstehen. Als ich im Jahr 2001 beschloss Michael zu treffen, habe ich mir von Hilke Geld geliehen, um ein Hotel hier in Berlin zu bezahlen, Torsten und ich hatten damals nur gemeinsame Konten und ich habe zu der Zeit kein Geld verdient, es wäre mir unlauter im sowieso unlauteren Handeln erschienen. Hilke hat mir dieses Geld geliehen, wofür ich ihr auch heute noch dankbar bin.

Dann wird es merkwürdig. Hilke kann alles nicht verstehen und sie interessiert sich auch nicht wirklich für das was stattfindet mit mir.

Jedenfalls bin ich dann mit Michael in Düsseldorf, wir wohnen zusammen und ich bekomme eine email von Hilke. In dieser email fragt sie mich ob ich wieder gesund wäre? Und das hat eine 15 Jahre alte Freundschaft auf den Stand beendet. Hilke, der ich 15 Jahre beim von einer Depression und schiefgehenden Liebe taumeln in die andere zusehen durfte, diese selbe Hilke fragt mich ob ich wieder psychisch gesundet wäre?


Ich habe ihr ne Abschiedsmail geschrieben.

Später habe ich mit Torsten darüber gesprochen, der ja ihre Zustände über die Jahre mitbekommen hat. Er sagte: "Es wäre interessant, von ihr ausgehend, wie sie gesund und krank definiert."

Mich hat es nicht mehr interessiert.

Saturday, November 12, 2005

Samstagmorgen bei Aldi

Ich bin ja sowieso eine Frühaufsteherin, aber heute morgen habe ich es geschafft. Der leerste Aldi ever. Vor mir waren 2 und nach mir erst mal nix. Der Laden gewinnt wirklich so leer. Es war 08.01 als ich ihn enterte.

Es gibt auch wirklich ne Reihe Sachen im Aldi Nord Sortiment, die machen mich/uns froh. Da wären die unschlagbar billigen Husten- und Erkältungstess, die Bio angebauten Kräuter- und Früchtetees, die unabhängig vom Anbau, schlicht extrem gut zusammengestellt sind.

Der Ziegenfrischkäse, klar gibt es auch anderswo, aber sicher nicht zu dem Preis.

Also alles in allem, durch die Herbstsonne, weiterhin äusserst warm ein wirklich hübscher Einkaufszug. Jetzt bin ich schon stundenlang zurück, aber von Michael weiterhin kein Mucks. Was an und für sich schon ungewöhnlich ist, schliesslich hat er Schlaflabor festgehaltenerweise schon 105 Dezibel per Schnarchen erreicht. Ja meine Damen und Herren, 105 Dezibel, das ist laut. Unvergesslich als wir in England weilten bei seiner Schwester und die Mutter war auch dabei. Ich stehe nachts im Haus und drei unterschiedliche Schnarcher sind deutlich auszumachen. Michael ist nur der lausteste in seiner Familie, nicht der einzige.

Auf der anderen Seite, wenn Männer schnarchen um die wilden Tiere von der Höhle fernzuhalten, so schätze ich, daß Vorfahren von Michael (überschneidung für den Effekt mal angenommen) nicht nur den Säbelzahntiger, sondern auch alles andere was Zähne hat und raubt, locker in die Flucht geschlagen haben.

Morgen kommt Torsten (GreyLaird) am Nachmittag, wir werden Freunde (Bernd und Kerstin) im Mambo (sehr empfehlenswert/Berlin) treffen und abends steht ein Konzert im Badenschen Hof an. Es spielt Coco Schumann. Doch zu ihm später mehr.

Thursday, November 10, 2005

Erleichterung

Dieses Jahr hält doch tatsächlich auch positive medizinische Ergebnisse für uns bereit. Ein kleiner Trip ins St. Gertrauden Krankenhaus und dort zur Augenklinik machte uns gestern und auch noch heute richtig froh.

Bedingt durch das jahrelange Ignorieren seines Zuckers und einer unglückseligen familiären Anlage, musste Michael schon dreimal zum Lasern. Dabei wird die Hornhaut mittels Laserstrahlen repariert i.S. von zusammengebrutzelt.

Durch den Krebs und was wir damit so alles an den Hacken hatten, geriet die vierteljährliche Überprüfung schlicht ins Abseits. Michael war also gestern nach fast einem Jahr wieder da und er hat tatsächlich 120% Sehfähigkeit auf dem einen und 100% auf dem anderen, während es vor der letzten Laserei 70% und 100% waren. Seitdem keine neuen Blutungen, nichts Behandlungsbedürftiges, tatsächlich ein Arztbrief o.B. (ohne Befund)! Das ist eine grosse Erleichterung.

Um zu diesem Ergebnis zu kommen, mussten sie natürlich die Pupillen erweitern bis zum Anschlag. Er sieht dann immer so putzig aus und ich bin regelmässig versucht ihn für 1-2 Tage
im Berliner ZOO an das Nachttierhaus zu vermieten, die Tiere dort haben nämlich auch alle so grosse Pupillen. Aber regelmässig sträubt Michael sich gegen diesen Vorschlag, obwohl ich auf vermieten nicht verkaufen hinweise.

Wednesday, November 09, 2005

dom_sub

Eine meiner liebsten, um genau zu sein die liebste, Malinglisten ist wieder lebendig geworden. Diesmal hatte ich auch Anteil daran, als ich Ende 1999 durch das Netz streifte, stolperte ich über diese bei Yahoo beheimatete Mailingliste. Sie bestand damals zum allergrössten Teil aus Leuten, die als TPEler (total power exchange),,,bzw. in Owner/slave Beziehungen lebten. Ich fühlte mich auf dieser Liste gleich zuhause. Endlich kein Gequatsche mehr über Safecalls, Safewords, SSC( wobei SSC tatsächlich auch SportClubCharlottenburg heisst und mich als EX in Mainz wohnende sowieso an einen Karnevalsverein erinnert) und ähnliches.

So wie ich mich früher über die Freunde lustig machte, die statt mit dem Rauchen aufzuhören mit leichten Zigaretten ankamen : "Hey, ab jetzt gesund Rauchen?", so ist mir das Konzept mit weiss der Henker safe fremd.

Ausdrücklichst mir!

Weder habe ich ein Interesse daran den anderen umzubringen, noch wird der andere i.d.R. ein Interesse daran haben mich umzubringen und dann setze ich auch noch auf gute, alte Sprache. Und wenn ich mich tatsächlich so verschätze und den freundlichen Serienkiller vom Stadtteil weiter treffe, dann ist der meiste safe Kram auch perdü.

Jedenfalls brummt die Liste wieder und das ist sehr schön.

Eine Liste die Raven Shadowbourne gehört muss ja auch eine gute sein.

Gedicht

Ich bin hingerissen über den letzten Eintrag, Torstens Gedicht. Wir wissen ja vorher nicht, was der andere reinschreibt und umso grösser war meine Freude seine Worte zu lesen.

Monday, November 07, 2005

Through it all

durch den schmerz durch
durch und durch
durchdurchdurch
nochmals durch
durchdringender
tränendurchsetzter
tag und nacht durch währender

und abermals durch
durchdurchdurch
ein letztmalig durch
getröstet
ermutigt
geheilt

hinaus.

Sunday, November 06, 2005

Wish you well, Take it slow, Easy conquer, Easy go

Der Titel dieser Post ist aus einem Song, den ein Freund geschrieben hat. Darryl David ist sein Künstlername. Darryl hat das erste Mal mit 8 Jahren auf einem Rodeo gesungen.

Jedenfalls hatten Darryl und ich regen Kontakt über das Netz, per Telefon und Darryl hatte mir gerade ein Päckchen geschickt; ein Päckchen wie eine Wundertüte. Für mich als Musikerin war das Wichtigste natürlich die Kassette mit seiner Musik, wir hatten zwar schon über das Telefon zusammen gesungen, aber jetzt konnte ich mir doch ein besseres Bild machen und war beglückt.

Darryl hatte Photos von sich und seinen Freunden, Kugelschreiber aus Kneipen, die er besucht, Postkarten von Ecken in denen er war, Bonbons, damit ich weiss wie die in Amerika schmecken und anderes reingelegt. Torsten und ich hatten begonnen für Darryls Rückpaket zu sammeln.

Darryl hiess im ICQ Slayer und ich zerschoss mein ICQ vorsätzlich und ohne die Kontakte zu sichern in einem zornigen Atemzug. Grundsätzlich war das kein Problem, aber Darryl hiess Slayer und im Icq heisst anscheinend weltweit jeder 5. so.

Dann bedingt durch allgemeine Verwirrung fand ich Darryls Nummer nicht mehr. Er auf der anderen Seite hat vermutlich gedacht, was soll das denn, ihr Icq ist zerschossen, sie meldet sich nicht telefonisch, ich habe ihr die ganzen schönen Sachen geschickt.....

Ich hatte Darryls Adresse noch, aber in den Wirren dieser Zeit (2 Tode in der Familie), nicht die Kraft ihm zu schreiben.

Vor ein paar Tagen habe ich einen Teil der Dinge wiedergefunden, die er mir schickte, dann habe ich ihn mit seinem vollen Namen im Netz gefunden. Er partizipiert bei der Rainbow Revue, natürlich als Sänger. Es handelt sich um eine Revue mit schwulen und lesbischen Künstlern. Jetzt habe ich eine Mail an die Produktion geschickt und hoffe nun, sie halten mich nicht für eine Stalkerin oder meine Mail für Spam, sondern leiten sie schlicht an Darryl weiter.

Sonst bleibt mir immer noch die Schneckenpost, weil die Adresse habe ich auch wiedergefunden.

Saturday, November 05, 2005

Verrückter neuer Nachbar

Gestern nachmittg hatten wir eine Begegnung der dritten Art. Der neue, seit 3 Tagen in der Wohung unter uns wohnende Nachbar stand vor der Tür und beschwerte sich über den unglaublich lauten Abend, den er zuvor durchleben musste. Dank uns!

Was war geschehen? Nach den vielen, vielen Monaten von Michaels Krebserkrankung hatten wir das erste Mal wieder Gäste, bescheidene 6 Menschen (uns eingeschlossen). Und mit diesen Gästen
haben wir in unserem Wohnzimmer gesessen, gegessen und geplaudert. Es wurde keine Musik gespielt und Alkohol war dann (entgegen der Sherry-Idee) auch nicht im Spiel.

Und was erlebte der Ausgeklinkte? Horden von Menschen seien bis 0:30 wie die Wahnsinnigen auf und ab gelaufen.

Wir versuchten Herrn P. wieder in die Realität zurückzuholen, Herr P. so wussten wir nämlich schon war aus dem Altersheim ausgezogen, weil es ihm dort zu laut ist (hatte er uns als 1. erzählt), Herr P. wollte aber keinen erneuten Kontakt mit der Realität und ging unter wüsten Drohungen ab.

Nun verdanken wir ihm wirklich amüsante Vorstellungen, bspw. die wie er bei der Polizei anruft und dort meldet: Über mir findet ein Marathon statt, kommen sie und bringen diese bösen Menschen zur Räson. Oder wie er im Büro unserer Genossenschaft anruft (alte Proletariergenossenschaft, die Wohnungen gehören uns, die Mieter (genossen) regelen ihre Probleme allein) und sagt: Meine Nachbarn, die laufen immer wie die Irren auf und ab, stellen sie sich vor die laufen in ihrer eigenen Wohnung auf und ab, sie müssen einschreiten!

Von diesen amüsanten Sachen ab, wünschen wir uns uns alten Nachbarn wieder und erwägen Herrn P. entweder einen Gutschein für einen bezahlten FreiFick zu schenken oder ihm Beruhigungsmittel zu verabreichen.

Es gelten nämlich im wesentlichen 2 Regeln, 1. wer oben wohnt hat die Macht (und über uns wohnt niemand mehr) und 2. schlechter Start in einem Genossenschaftshaus, kurzer Aufenthalt (im Gegensatz zu bspw. uns ist Herr P. nämlich erst seit kurzem Genosse).

Soviel dazu.

Thursday, November 03, 2005

HarleyRider - Achim

Im ZartHart Chat, den es heute nicht mehr gibt, chattete mir im Jahre 2000 Harleyrider über den Weg. Das war Achim P..

Achim ist bei seinem 2. Herzinfarkt gestorben, er hinterlässt seine Ehefrau und 2 Kinder, der Sohn noch unter 10 wurde unter den Alignments, den Steinreihen von Carnac gezeugt in einer Sommernacht.

Achim war mein Freund.

Um genau zu sein, war Achim unser Freund und wir werden seiner heute abend im gar nicht so kleinen Kreis gedenken, indem wir den brillanten Sherry trinken, den er zu einer Hochzeitstagfeier mitbrachte, bevor wir gegen 24.00 zur Feier des 42. Geburtstages von Torsten/GreyLaird übergehen.

Mal sehen wie Sushi, Ingwersuppe und Sherry zusammenpassen.

Wednesday, November 02, 2005

Salon Noir im La Cocotte in Berlin

Jeden 1. Dienstag im Monat treffen sich in Berlin tendenziell linksintelektuelle Smler zum Plausch plus Futter. Sagt man, bzw. schreibt man auf der Liste BöseBlumen. Das La Cocotte ist wie der Name schon nahelegt ein französisches Restaurant in Schöneberg. Gestern wollten wir hin!

Michael, der ja noch immer in der Erholung nach den ganzen Operationen und anderem die ihm der Darmkrebs bescherte ist, war fit und bereit. Diesmal allerdings lag ich flach und zwar nicht auf die wünschenswerte Weise. Die Erkältung hatte sich sanft und von mir vernachlässigt in eine Kiefern- /Stirnhöhlenentzündung umgewandelt.

Also half gestern nur noch, viel trinken, rotlicht, sinupret und warten, das es besser wird.

Schade, auch ich hatte mich gefreut. Allerdings kommt ja der 6. Dezember und dann werden wir es schaffen.

Tuesday, November 01, 2005

DragonOfTheDawns Gedicht

Dies ist ein Gedicht das Michael, mein Eheman, für mich schrieb. Natürlich geschöpft aus seinem Leben und seinen Erfahrungen, schrieb er es mir mitten im Leid als meine Mutter ihren Weg ins Wachkoma nahm.

Wer sind wir, dass wir trauern -
um die, die uns fern
weil sie ihren weg gegangen sind

Schenkten sie uns doch ihre
spuren im schnee.

Rainer - Mein erster Sklave

Der Link ist ein Dank an Irene Böttcher, sie hat ja leider Circle eingestellt, aber sie schreibt immerhin hier unter diesem Link. Ohne sie hätte ich diesen Ort nicht gefunden, ausserdem sind ihre Texte lesenswert und die Photos brillant.

Es gibt ja unter SMlern immer wieder heisse Diskussionen diesbezüglich, wann es denn losgegangen wäre mit dem SM und ob es nun angeboren *hüstel* oder ansozialisiert sei.
Also ich kann feststellen, in meinem Fall ging es recht früh los und ich war immer so, auch wenn
ich nicht so recht wusste, was so ist.

Rainer. Unvergesslich. In dieser Art gab es nur Rainer. Ich kann mir zwar vorstellen, dass ich noch einmal eine solche Beziehung haben werde, aber Rainer hat sehr, sehr hohe Masstäbe gesetzt.

Das allermeiste habe ich erst viel später verstanden. Ich hatte das erste Mal Sex an meinem 15. Geburtstag, dann gab es da den besten Freund meines Freundes und ich war von Anfang an in beide verliebt. Dieser beste Freund war ebenfalls 15, während mein Freund 18 war. Jedenfalls mein Freund, Helmut, war eher vanilla in der Triade aber der Alphamann. Claudius, sein Freund, war ein glasklarer dominanter Mann( bzw. Junge, aber auch bei Claudius zeigte sich die dominante Persönlichkeit früh) und Rainer war ein Sklave.

Mir war natürlich wenig klar von dem was da faktisch lief. Rainer war 16 Jahre älter als ich und von dem Moment (Oktober 1980) an, als ich am Arm eines Freundes durch seine Wohnungstür trat, hat er *so gesehen nonconsensual* mich als Herrin angenommen. Er hat was ich erst viele Jahre später erfahren habe, am nächsten Tag seine bis dahin Herrin Monika aufgesucht und das Verhältnis beendet. Wir haben unglaublich viele Dinge miteinander unternommen, Rainer war sehr schön, die Frauen reagierten auf ihn, wir waren bei seinen Eltern, die ironischerweise in Ginsheim in der Strasse Unter der Ruth wohnten. Ich habe mindestens einmal die Woche bei ihm geschlafen. Jedenfalls kam mir das nach einer gewissen Zeit sehr merkwürdig vor, dass Rainer keinerlei Versuch macht, sexuell was zu starten.

Also beschloss ich die Verführungsnummer zu geben *weia*. Irgendwann waren wir dann im Bett und *keine einzelheiten* jedenfalls brach Rainer zusammen und sein schweigen, er sagte: ich bin smler, ich brauche schmerz, dies habe ich zu weit getrieben, schmerz (extremer) und lust sind untrennbar verbunden....und ein paar andere sachen. Ich habe dann gefragt: Meinst du wenn ich dich kratzen (ich hatte sehr lange Fingernägel damals) würde, dass würde dir Lust bereiten und dann hat Rainer sehr traurig gesagt: Ruth, den Schmerz den ich jetzt brauchen würde, den willst, kannst und solltest du mir nicht geben. Das war eine sehr traurige Nacht.

An meiner Liebe zu Rainer änderte das nichts, er nahm mich zu seinen ganzen Sm-Bekannten mit (auch das erst im nachhinein kapiert)...um eine gar nicht so lange Geschichte kurz zu machen. Rainer hat sich am 2.11. 1981 umgebracht, er hatte seine Gründe, ich war keiner davon. Ich bin an meiner Trauer damals fast selber umgekommen, aber Rainers Liebe begleitet mich noch heute. Ich gehe immer mal wieder zu seinem Grab und lege Rosen darauf.

Bis hierhin ist der Text eine umgeschriebene Email an einen Bekannten. Ich habe beschlossen auch in dieser Öffentlichkeit über Rainer zu schreiben. Sein Stolz, seine Schönheit, seine Klugheit, seine Fähigkeit der Anteilnahme, seine Liebe haben mir meine Masstäbe gesetzt. Nach Rainer konnte ich mich nicht mehr mit weniger zufrieden geben. Die vielen Dinge die er mir beigebracht hat. In Bezug auf SM, war für mich als Sadistin und Masochistin, die wichtigste Information. Gehe nicht zu schnell, zu stark mit dem Schmerz vorwärts. Die Verkoppelung die Rainer hergestellt hatte war einer der Gründe für seinen Selbstmord.