Saturday, December 03, 2005

Kennwort: Tatami

Eine der schönsten Begegnungen meines Lebens begann recht profan. Es war recht früh am Morgen, ich schon fast gestiefelt und gespornt und es klingelte. Vor der Tür stand ein recht gutaussehender Mann und sagte: "Ich bin der Maler.". Ich antwortete: "Ich habe sie schon erwartet, wir hatten ja den Aushang."

Während wir in die Wohnung reingingen, wies ich ihn darauf hin, dass das was in einigen Räumen au dem Boden liegt Tatamis wären, unschuldig aussehend aber wirklich schwer. Daraufhin sagte er : "Tatamis kenne ich, da schlafen wir schon rund 20 Jahre drauf.

Tatamis sind japansiche Reisstrohmatten, die auch gerne in Korea gefertigt werden. Mit ihnen sind im traditionellen japansichen Wohnen sämtliche Wohnräume ausgelegt. Wir hatten in dieser Wohnung nicht nur Tatamis unter unserem Futon, sondern auch im Wohnraum.

Seine Antwort ließ mich aufhorchen. Ich hatte das erste Mal eine Tatami in einer Wohnung im Jahr 1985 gesehen, bei einem buddistischen Freund. 20 Jahre damals zurück früher. Das musste ein interessanter Malermann sein, der schon so lange Tatamis kannte.

Das war er in der Tat. Joachim T. kam aus ein - vor ein paar Generationen - eingewanderten russischen Familie, die immer noch dem russisch orthodoxen Glauben anhing. Als junger Mann nachdem er seine Malerlehre gemacht hatte, spürte er ein starkes Bedürfnis nach einem anderen spirituellen Weg und der etwas von der Welt zu sehen. Also reiste er los. Mit wenig Geld und viel Durchhaltevermögen. Das war in den 60er Jahren. Bei seinen Reisen war er zum Beispiel in Marokko und anderen arabischen Ländern. Er reiste und reiste bis er in Indien ankam. Dort lernte er seine spätere Frau kennen, die sich in der Ausbildung zur Sitarspielerin befand (jeder der das Instrument schon mal gesehen hat, kann sich vorstellen, das diese Ausbildung ein paar Jahre in Anspruch nimmt) und den buddistischen Glauben. Natürlich auch den hinduistischen, aber ihn sprach der buddistische Glauben mehr an. Diese Reise fand übrigend komplett ohne Flugzeug statt, er hätte sich das gar nicht leisten können und ausserdem war das Ziel seiner Reise ja nicht, möglichst schnell irgendwo zu sein, sondern soviel wie möglich zu erleben, zu sehen und zu erfahren.

Wie die Brautwerbung dann genau vor sich ging und die beiden nach Deutschland zurückgekommen sind, habe ich leider verabsäumt zu fragen.

Jedenfalls gab ich ihm meinen Hausschlüssel, Torsten war auf einer Dienstreise (also nur 1 Schlüsel), und ging meinen Angelegenheiten nach. Die Übergabe des Hausschlüssels war für mich ganz natürlich. Ich habe später entdeckt, dass einige Menschen, das gar nicht nachvollziehen konnten. Alles in allem täusche ich mich nicht so oft in Menschen und ich bin alles in allem eher bereit zu häufig Positives zu unterstellen, als mit einer Haltung durch die Welt zu gehen, die alle erst mal als Feinde und bösartig einstuft. Eine solche Art der Welt zu begegnen führt auf die Dauer zu einer negativen Persönlichkeit, für mich keine wünschenswerte Perspektive.

Fortsetzung folgt, die Geschichte ist natürlich nicht zuende.

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