Thursday, December 01, 2005

9 Monate

Es ist heute genau 9 Monate her, dass Michael die ganz grosse Operation hatte. Das war die Operation, die letztlich darüber entschied, ob er sein ganzes weiteres Leben ein Stoma (künstlicher Darmausgang) haben wird, ob sie alles gut wegschneiden können, was Krebs ist und die alle weiteren Perspektiven erst ermöglichen wird.

Menschen erzählen gerne Geschichten darüber wie schlimme Dinge in ihrem Leben zusammentrafen. Für mich wird sicher für alle Zeiten, dass Zusammentreffen von Michaels Operation mit dem Tod seiner Mutter stehen. Wenn die Mutter stirbt, so wird es in den allermeisten Fällen sehr schlimm sein. Michael war der Lieblingssohn seiner Mutter und er hing sehr an ihr. Seine Geschwister hatten ihm vor der OP nicht ganz klar gesagt, in welchem Zustand sie ist, aber bei ihrem Allgemeinzustand war ihr Tod keine Überraschung.

Als Michael aus dem Aufwachraum auf die Intensivstation verlegt wurde, war ich kurz danach da. Glücklicherweise wusste ich da noch nichts vom Tod der Mutter. Ich hatte Michael einen Spiegel mitgebracht. Er sah erschreckend aus, ich habe damals gezählt, 7 Schläuche ab- und zuführend. Sauerstoff in die Nase. Später habe ich erfahren, dass Michael ungewöhnlich viel Blut
verloren hat, deswegen war er weisser als man eh nach so etwas ist. Ich habe dann den Arzt abgepasst und ihn gefragt, ob das Stoma vorübergehen oder für immer ist. Michael fand die Vorstellung eines Stomas für immer sehr schlimm. Der Arzt reagierte sehr angefressen, das wäre wohl so kurz nach einer solch schweren OP nicht das Thema. Wir gerieten ein wenig aneinander. Ich wollte es wissen, falls Michael so weit zu sich kommt und mich fragt, dann wollte ich eine Antwort haben.

Als ich abends nachhause kam, war ich unglaublich erschöpft, aber auch beglückt, während ich auf der Intensiv war, kam die grosse Visite durch. Dadurch hatte ich schon eine Menge gehört über die OP, was ich hörte klang - abgesehen vom vielen Blut - gut.

Und kaum hatte ich hier Luft geholt, begann Astrid am Telefon zu weinen, weil sie mir erzählte, dass ihre Mutter gestorben war. Wir haben uns dann darauf geeinigt, es Michael nicht zu erzählen, zumindestens bis er von der Intensivstation runter ist.

Glücklicherweise habe ich an diesem Abend auch noch lange und ausführlich mit Torsten telefoniert, das gehörte mit zu den Sachen die mich in dieser Zeit über Wasser gehalten haben, Telefonate mit Torsten.

Jedenfalls ist es heute 9 Monate her, dieser schwere Tag. Michael hat natürlich noch unter den Folgen der verschiedenen Operationen zu leiden, aber wir leben eben auch wieder Normalität und machen Winterspaziergänge.

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